
Fjordkreuzfahrt im inneren Oslofjord
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Die Ortschaft Flåm blühte auf als die Eisenbahn ankam. Ohne die Flåmbahn würde das Dorf heute wahrscheinlich ganz anders aussehen. Mittlerweile gedeiht Flåm als bedeutendes internationales Touristenziel – aufgebaut auf den Gleisen, die es einst mit der Außenwelt verbanden.
Als die Eisenbahn Flåm erreichte veränderte sich alles. Die steile und beeindruckende Flåmbahn brachte Arbeitsplätze, Wachstum und neue Chancen in ein abgelegenes Bergdorf. Heute ist die Bahnstrecke eine der größten Touristenattraktionen Norwegens – doch es sind die Menschen hinter den Kulissen, die alles am Laufen halten - mit Kompetenz, Zuverlässigkeit und Engagement.
Dieser Artikel basiert auf einer Dokumentation von Norway's Best. Sehen Sie sich hier die vollständige Geschichte an.
«Mein Name ist Siw Helen Hagan. Ich komme ursprünglich aus Sortland (dem Norden Norwegens, Anm. der Rede), aber bin mit vier Jahren nach Aurland gezogen. Ich würde sagen, ich bin jetzt eine ‚Aurländerin'.».
Als Kind besuchte Siw nur selten das Nachbardorf Flåm, aber zwischen dem 15. und 21. Lebensjahr verbrachte sie dort immer mehr Zeit. Eine frühe Beziehung zu einem Jungen, der bei der Bahn arbeitete, brachte sie in Kontakt mit der Welt der Eisenbahn – ein beiläufiger Scherz seines Bruders, sie solle doch auch Schaffnerin werden wie ihr Freund, säte einen Gedanken, der schließlich ihren Karriereweg prägen sollte.
Am 1. September 1986 begann Siw offiziell ihre Laufbahn bei der Bahn – zunächst in Oslo, wo sie neun Jahre lang arbeitete. Der Umzug in die „große Stadt“ mit ihrem regionalen Dialekt war eine große Umstellung, aber sie genoss die Zeit dort. Kolleginnen und Kollegen wurden zu Freunden, und Siw wurde Teil der Bahngemeinschaft. Dennoch wurde das Leben als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern herausfordernd. Schließlich kehrte sie zurück in die Heimat und lebte mit ihrer Mutter und Schwester in Aurland.
Siw Helen Hagan„Ich arbeite seit 37,5 Jahren bei der Bahn – und davon 26 Jahre bei der Flåmbahn.“
Siw hat insgesamt 37,5 Jahre bei der Bahn gearbeitet, davon 26 Jahre auf der Flåmbahn. Ihre Aufgabe als Zugbegleiterin umfasst das Empfangen der Fahrgäste, Kontrollieren der Fahrkarten, die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften sowie Unterstützung mit Gepäck und Kinderwagen und – ganz entscheidend – das Einhalten des Fahrplans.
Siw Helen Hagan„Das Timing ist herausfordernd – beim Kjosfossen wollen alle aussteigen und die Umgebung erkunden!“
Das Einhalten des Fahrplans wird an beliebten Haltestellen wie dem Kjosfossen-Wasserfall, wo die Fahrgäste aussteigen können, um den imposanten Wasserfall zu erleben, schwierig. „Wir müssen meistens ein paar Mal pfeifen, damit alle wieder einsteigen,“ lacht sie.
Siw arbeitet aus ihrem kleinen Büro im Zugbegleiterwagen, ist aber jederzeit für die Fahrgäste ansprechbar. „Ich fühle mich in meiner Arbeit sehr sicher, und das lässt mich entspannen und den Kontakt mit den Reisenden genießen“, sagt sie.
Selbst nach all den Jahren wird der Job selten langweilig. „Jeder Tag ist anders. Freundliche Kolleginnen und Kollegen und neue Situationen halten alles spannend. Es ist nicht wie in einem normalen Büro zu sitzen“, fügt sie hinzu. Siw sagt, es wäre schön, eines Tages modernisierte Züge zu haben, aber abgesehen davon gäbe es nichts, was sie ändern würde.
„Mein Name ist Åge Skjerdal. Ich arbeite in der Zugverkehrsleitung“ – TXP Berekvam, offiziell der Fahrdienstleiter für einen ganz besonderen Abschnitt der Flåmbahn.
Der Bahnhof Berekvam liegt tief im Flåmtal, fast genau auf halber Strecke. Er ist einer der wenigen Bahnhöfe in Norwegen, an denen die Weichen noch von Hand gestellt werden. Dies ist der einzige Punkt auf der Strecke, an dem sich die beiden Lokomotiven mit ihren Waggons begegnen.
Åge Skjerdal„Es liegt ganz bei dir – und in deiner Verantwortung, alles richtig zu machen.“
Auf diesem speziellen Streckenabschnitt wird jede Abfahrts- und Ankunftsanordnung manuell über Zugfunk übermittelt. Anders als bei modernen Systemen, bei denen ferngesteuerte Signale eingesetzt werden, liegt hier alles in Åges Händen – und im manuellen Befehlsbuch.
Er muss die Weichenhebel sorgfältig auf die richtigen Gleise stellen und die Ankunft sowie Abfahrt der Züge koordinieren, um einen sicheren Ablauf zu gewährleisten. „Es ist wichtig, klare Routinen einzuhalten, damit alles reibungslos und sicher läuft“, erklärt er.
Trotz der abgelegenen Lage fühlt sich Åge nicht isoliert.
Åge Skjerdal„Das ist kein einsamer Job – wir haben viel Kontakt mit Menschen.“
„Das ist kein einsamer Job. Wir haben viel Kontakt mit den Fahrgästen – helfen Fragen zu beantworten. Das gehört einfach dazu, und es ist etwas, das mir Freude macht“, erklärt er.
Für Åge ist Zusammenarbeit das A und O. „Wenn alle um dich herum gut zusammenarbeiten, bekommt man viel mehr zurück. Ich denke, das ist im Leben allgemein genauso“, sagt er mit einem breiten Lächeln.
Für Jørund Vidme ist die Eisenbahn etwas Persönliches. „Sowohl mein Vater als auch mein Großvater haben bei der Flåmbahn gearbeitet“, sagt er. „Sie war schon Teil meines Lebens, seit ich klein war.“
Jørund wuchs in Lillestrøm auf, blieb aber durch seine Familie und schließlich durch seine Arbeit mit Flåm verbunden. Heute kümmert er sich um die mechanische Wartung der Züge – wenn nötig, auch sieben Tage die Woche. Wenn externe Dienstleister nicht vor Ort sind, ist es Jørund, der einspringt und Störungen behebt.
Auf der Bahnstrecke gibt es dreizehn Waggons und fünf Lokomotiven, die alle regelmäßig gewartet werden müssen – je nachdem, wie weit sie gefahren sind. Größere Reparaturen werden manchmal andernorts durchgeführt, aber der Großteil der Wartungsarbeiten findet direkt vor Ort in Flåm statt.
Jørund feierte kürzlich sein 35-jähriges Jubiläum in der Bahnbranche. Er besitzt zwei Facharbeiterbriefe und hat sich schon immer auf technische Arbeiten spezialisiert.
Jørund Vidme„Die Leute buchen ihre Reisen ein Jahr im Voraus – wir dürfen sie nicht enttäuschen.“
„Es ist ein gutes Gefühl, in Flåm zu sein. Ich liebe Flåm, meine Familie kommt von hier und es ist bereichernd dabei zu helfen, dass alles reibungslos läuft“, sagt er. „Menschen aus aller Welt freuen sich auf ihre Reise – und ich möchte sicherstellen, dass die Züge für sie bereitstehen.“
Die 20 Kilometer lange Flåmbahn zwischen Flåm und Myrdal bietet Ausblicke auf spektakuläre Natur, historische Kulturlandschaften und beeindruckende Ingenieurskunst.
Die Flåmbahn ist weit mehr als nur eine Touristenattraktion. Sie ist ein lebendiger, funktionierender Teil der Gemeinschaft – betrieben von Menschen, die mit Herzblut bei der Sache sind. Von Zugbegleitern, die für Sicherheit sorgen, über Fahrdienstleiter, die die Züge koordinieren, bis hin zu Mechanikern, die dafür sorgen, dass alles rund läuft – die Bahn lebt vom Engagement und Stolz der Menschen, die hinter ihr stehen.
Ohne die Menschen wäre Flåm nicht dasselbe. Die Leute hier wollen anpacken und helfen, und dank ihnen lebt der Geist von Flåm weiter.
Heute ist die Flåmbahn eine bedeutende Touristenattraktion. Ein neuer Tiefwasseranleger in Flåm kann die größten Kreuzfahrtschiffe aufnehmen und bringt zahlreiche Besucher in das kleine Örtchen. Im Jahr 2024 fuhren fast 960.000 Passagiere mit der Bahn. Selbst in der Nebensaison ist der tägliche Betrieb (von 06:00 bis 22:00 Uhr) häufig voll ausgelastet – die beiden Züge befördern jeweils rund 500 Fahrgäste indas Gebirge.
Lesen Sie hier mehr über die Flåmbahn und darüber, was Sie entlang der Strecke erleben können.
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