Das Aurlandsdalen ist eines der schönsten und beliebtesten Wanderziele in der Gegend rund um Flåm. Das annähernd 50 km lange Tal erstreckt sich von Finse bis Vassbygdi und wird zuweilen auch als Norwegens Antwort auf den Grand Canyon bezeichnet. Ob vergleichbar oder nicht, zumindest das letzte Stück von Østerbø nach Vassbygdi ist eine Wanderung, die jeder Outdoor-Enthusiast mindestens einmal in seinem Leben unternommen haben sollte.
Die Strecke zwischen Østerbø und Vassbygdi ist die beliebteste Wanderroute und das, was viele mit Aurlandsdalen verbinden. Hier erwarten Sie von Anfang bis Ende fantastische Natureindrücke.
Die Wanderung beginnt sanft, und nach ein paar Kilometern teilt sich der Weg und Sie müssen sich entscheiden, welche Route sie nehmen möchten. Sie können entweder über den Bjørnstigen hinaufwandern oder den Weg entlang des Flusses und des Sees Vetlavatnet fortsetzen. Die Route über Bjørnstigen bietet eine phänomenale Aussicht über das üppige und dramatische Tal, sollte bei Regen oder Höhenangst allerdings gemieden werden. Der andere Weg führt bergab über Geröllfelder, Lasttierwege und leichtere Abschnitte an dem türkisfarbenen, klaren Fluss entlang.
Planen Sie auf jeden Fall genügend Zeit ein. Legen Sie unterwegs Pausen ein und genießen Sie die spektakuläre Aussicht. Folgen Sie den ausgeschilderten Abstechern vom Hauptweg und erleben Sie wunderschöne Naturphänomene. Genießen Sie den Anblick der Wasserfälle und des wilden Flusses. Entlang des Weges finden Sie mehrere Informationstafeln, unter anderem auch zur Geschichte der Region.
Wenn Sie das gesamte Aurlandsdalen von Finse bis hinunter zum Fjord durchwandern wollen, sollten Sie drei Ganztageswanderungen und zwei Übernachtungen einplanen. Die erste Etappe führt von Finse im Hochgebirge nach Geiteryggen, wo sie die Nacht in der Geiterygghytta verbringen können. Nehmen Sie sicherheitshalber eine Karte und einen Kompass mit, da der Verlauf des Weges durch Schneeverwehungen schwer zu erkennen sein kann. Diese Etappe ist ca. 16 Kilometer lang.
Von Geiteryggen geht es weiter nach Østerbø. Diese 22 Kilometer lange Strecke kann auch in zwei Etappen unterteilt werden, mit Übernachtung in der Steinbergdalshytta. In Østerbø verbringen Sie die Nacht in der Østerbø Fjellstove.
Die Strecke von Østerbø nach Vassbygdi ist etwa 20 km lang, und Sie sollten 6 bis 8 Stunden einplanen. Der Weg ist leicht zu finden und mit roten T-Markierungen versehen. Die Wanderung durch das Aurlandsdalen ist recht anspruchsvoll, und Sie sollten wandererprobt und in guter körperlicher Verfassung sein, wenn Sie sich auf diese Tour begeben. Nehmen Sie gern Wanderstöcke mit, um Ihre Knie zu entlasten. Wenn Sie lieber bergauf gehen, können Sie natürlich auch in die entgegengesetzte Richtung wandern.
Die Saison beginnt normalerweise Ende Mai/Anfang Juni und dauert bis Oktober. Zu Beginn der Saison können noch Reste von Erdrutschen und Felsen das Vorankommen erschweren, und Teile der Strecke können aufgrund großer Wassermengen infolge der Schneeschmelze unpassierbar sein. Informieren Sie sich stets über die Weg- und Witterungsbedingungen, ehe Sie sich auf eine Wanderung begeben.
Die einfachste Art, um nach Østerbø zu gelangen, ist mit dem Wanderbus* von Flåm oder Aurland aus. Wenn Sie mit dem eigenen Auto unterwegs sind und sich die Zeit für die Wanderung frei einteilen wollen, können Sie in Vassbygdi parken und dort um 9 Uhr in den Bus steigen. An der Bushaltestelle gibt es eine Tankstelle mit 40 kostenlosen Parkplätzen. Sollte dort alles voll sein, können Sie ein paar hundert Meter weiter auf dem Gästeparkplatz von E-CO parken. Sie können aber auch direkt bis nach Østerbø fahren und dort parken. Dann benötigen Sie entweder ein weiteres Auto, das Sie in Vassbygdi parken, oder müssen Sich ein Taxi von Aurland Taxi rufen, um nach der Wanderung wieder zu Ihrem Auto zurückzukommen.
An der Tankstelle in Vassbygdi gibt es Kaffee, kalte Erfrischungsgetränke, Waffeln und leichte Speisen. Wenn Sie unterwegs auf die Toilette müssen, nutzen Sie am besten die ausgewiesenen Outdoor-Toiletten entlang des Wanderweges oder die sanitären Anlagen an der Tankstelle.
An mehreren Stellen entlang des Weges finden Sie Spuren der Naturgewalten. Das vielleicht beste und bekannteste Beispiel ist die Vetlahelvete (Kleine Hölle). Der Gletschertopf, der zu den größten in ganz Norwegen gehört, liegt nur einen kurzen Abstecher vom Wanderweg entfernt und ist gut ausgeschildert.
Gletschertöpfe stammen aus der Zeit während und nach der Eiszeit, als das abfließende Schmelzwasser der Gletscher Kies und Steine verschiedenster Größe in Wirbeln mit sich riss. Im Laufe der Zeit entstanden an diesen Stellen durch Erosion die heutigen Gletschertöpfe. Vetlahelvete ist mit Wasser gefüllt und hat eine Öffnung in der „Decke“, durch die tagsüber lediglich für kurze Zeit Sonnenlicht einfällt. Wenn Sie zu diesem Zeitpunkt im Inneren des Gletschertopfes stehen, verstehen Sie, warum diese Höhle als Naturwunder bezeichnet wird.
Wenn eines sicher ist, dann, dass Sie während der Wanderung mehrmals zu spüren bekommen, wie klein Sie eigentlich sind. Dass das Aurlandsdalen wild und spektakulär ist, ist nicht nur so dahingesagt. Die Wanderung führt sie an steilen, hohen Bergwänden entlang. Über weite Geröllhalden und steile Felstreppen. Die Berge und Wälder weiter unten im Tal wirken beinahe unendlich. Mehrere hundert Meter über Ihnen stürzen die Wasserfälle die Berghänge hinunter, und unter Ihnen fließt der klare, rauschende Fluss.
Die Wanderung durch das Aurlandsdalen ist ein Ganztagesausflug, daher empfehlen wir Ihnen, sich eine Unterkunft in unmittelbarer Nähe zu suchen, wo Sie vor der Wanderung Energie tanken und danach die müden Füße ausruhen können. Sowohl das historische Hotel Fretheim in Flåm als auch das frisch renovierte Hotel Aurlandsfjord in Aurland garantieren eine erholsame Nachtruhe und sind nur einen kurzen Spaziergang von der Haltestelle des Wanderbusses entfernt.
Beide Hotels bieten ein Wanderpaket mit zwei Übernachtungen, Frühstück und Abendessen an beiden Abenden, einem selbstgepackten Lunchpaket für die Wanderung sowie einem Après-Hike mit lokalen Getränken und Wurstwaren.
Die Wanderung durch das Aurlandsdalen hält nicht nur tolle Naturerlebnisse für Sie bereit, sie bekommen auch eine gute Dosis Kulturgeschichte mit auf den Weg. Das Aurlandsdalen war nämlich nicht nur eine Transportroute, sondern spätestens seit dem Mittelalter ein lebendiges, bewohntes Tal mit bis zu 10 Bauernhöfen und Gehöften.
Am Anfang der Wanderung führt der Weg beim See Nesbøvatnet an Nesbøgalgen vorbei. Bevor hier der Lasttierweg in den Felsen gesprengt wurde, musste man sich auf Trittstufen, die in Rissen des Felsens befestigt waren, am Felsen entlanghangeln. Der Hof Nesbø findet erstmals 1664 in offiziellen Dokumenten Erwähnung. Später wurde er in zwei Höfe aufgeteilt, und Mitte des 19. Jahrhunderts lebten hier 15 Menschen. Seit Anfang des 20. Jahrhundert gibt es hier allerdings keine dauerhafte Besiedlung mehr.
Sinjarheim ist bereits aus weiter Ferne deutlich zu erkennen. Die auf meterhohen Fundamenten ruhenden Gebäude des Hofes waren bereits lange vor den Zeiten der Pest bewohnt. Die Menschen hier betrieben ihren eigenen Haushalt mit Kühen und Schafen und besaßen drei bis vier Almen, zwischen denen Sie die Tiere im Sommer hin- und hertrieben. Sie handelten mit Butter und Tierhäuten, und auch die Rentierjagd war ein wichtiger Bestandteil ihrer Lebensgrundlage. Der Hof war bis 1922 bewohnt. Dann zig die Familie nach Vassbygdi um; unter anderem, damit die Kinder einen einfacheren Schulweg hatten.
Kurz hinter Sinjarheim führt der Weg am Hof Almen vorbei, wo Sie ein altes Fachwerkhaus bestaunen können, das unter einer großen Felsplatte gebaut wurde. Die Felsplatte schützt das Haus vor Steinschlägen vom dahinter liegenden Berghang.
Wissenswertes: Um das Aurlandsdalen von Østerbø nach Vassbygdi zu durchwandern, müssen Sie ungefähr 30 000 Schritte zurücklegen.
